Klarlack richtig wählen: 1K vs. 2K und MS/HS/UHS im Überblick (Schnell-Guide)
1K vs. 2K Klarlacke: MS/HS/UHS, Unterschiede und Auswahl (Schnell-Guide)
Klarlack bestimmt Optik und Beständigkeit der Oberfläche. In diesem Artikel erklären wir kompakt die Bezeichnungen MS/HS/UHS, den Unterschied 1K vs. 2K (inklusive 2K-Spraydosen mit integriertem Härter sowie 2K-Sprays ohne Härter mit speziellem chemischen „Konverter“) – und helfen bei der Auswahl für den jeweiligen Einsatz.
Was bedeuten MS / HS / UHS (VHS)?
MS/HS/UHS geben den Festkörperanteil im Lack an (also Harze u. a., die nach dem Aushärten auf der Fläche verbleiben). Der Rest sind VOC (flüchtige Bestandteile), die nach der Applikation verdunsten.
- MS (Medium Solids) – ca. 40–45 % Festkörper. Dünnflüssiger, meist 2–3 Gänge.
- HS (High Solids) – etwa 45–50 % Festkörper. Höhere Deckkraft, typischerweise 2 Gänge.
- UHS/VHS (Ultra/Very High Solids) – >50 % Festkörper. Hohe Ergiebigkeit, oft 1,5–2 Gänge.
1K vs. 2K: wie der Lack härtet
- 1K-Lacke härten durch Lösemittelverdunstung und Reaktion mit Luftfeuchte/Sauerstoff. Einfach in der Anwendung, günstiger, aber geringere Härte und Chemikalienbeständigkeit. Wichtig: 1K-Lacke sind in der Regel nicht kraftstoffbeständig (Benzin/Diesel) und empfindlicher gegenüber aggressiven Lösemitteln.
- 2K-Lacke härten chemisch nach dem Mischen mit Härter (Mischverhältnisse 2:1 bis 4:1 laut TDS). Ergebnis: hohe Härte, dauerhafter Glanz und sehr gute Chemiebeständigkeit – auch gegen Kraftstoffe.
2K Klarlacke für die Lackierpistole
Der Profi-Standard im Reparaturlackbereich. Lack und Härter mischen (laut Datenblatt ggf. leicht verdünnen). Vorteil: maximale Oberflächenqualität und Beständigkeit, freie Wahl bei Viskosität und Düse.
2K-Sprays mit integriertem Härter
Der Härter sitzt in einer separaten Kammer. Vor dem Sprühen Bodenventil aktivieren und beide Komponenten mischen. Damit startet eine irreversible chemische Reaktion – die Dose hat eine begrenzte Topfzeit („pot life“) und ist danach nicht mehr nutzbar (meist Stunden bis wenige Dutzend Stunden – abhängig von Produkt und Temperatur).
Was bedeutet „pot life“ (Topfzeit)?
„Pot life“ = Topfzeit ist die Spanne vom Mischen von 2K-Lack und Härter bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Mischung nicht mehr verarbeitbar ist (dicker, fädig, schlechtes Verlaufen/Glanz).
- Abhängig von Temperatur und Volumen: höhere Temperatur und größere Mengen verkürzen die Topfzeit.
- Nach Ablauf der Topfzeit nicht mehr verarbeiten – Gefahr von schlechter Haftung, Orangenhaut und matten Stellen.
- Empfehlung: kleine Ansätze mischen, TDS-Zeiten einhalten und die Anmischzeit direkt auf dem Becher notieren.
Hinweis zu 2K-Sprays: Nach der Aktivierung läuft die Topfzeit (typisch: Stunden). Kühle Lagerung kann sie nur minimal verlängern, stoppt die Reaktion jedoch nicht – zudem droht Kondensfeuchte. Bitte stets das TDS des Herstellers beachten.
2K-Sprays ohne separaten Härter (chemischer „Konverter“)
Manche Aerosole haben keinen separaten Härter. Ein spezieller chemischer Konverter sorgt für Vernetzung und eine 2K-ähnliche Härtung – ohne Aktivierung und ohne Topfzeit, die Dose ist also wiederverwendbar. Dennoch gilt: klassisches 2K mit Härter erreicht i. d. R. die höchste Chemikalienbeständigkeit (z. B. Kraftstoffe) und Oberflächenhärte.
Schnell wählen: welcher Lack wofür?
| Einsatz / Anforderung | Lack-Empfehlung | Warum |
|---|---|---|
| Komplettlack, harte Bedingungen, Kontakt mit Kraftstoffen (Tankdeckel, Motorrad) | 2K mit Pistole (HS/UHS) | Maximale Härte, Glanz und Chemiebeständigkeit. |
| Felgen, Stoßfänger, Motorradteile – kleinere Flächen | 2K-Spray mit Härter oder 2K-„Konverter“-Spray | Schnell ohne Anmischen; Konverter = wiederverwendbar. |
| Deko/Innenraum, ohne Chemikalienkontakt | 1K Glanz/Matt | Einfache Anwendung, gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. |
| Robustes Matt/Satin-Finish | 2K Matt/Satin | Dauerhafte Optik, höhere mechanische und chemische Beständigkeit. |
| Express-Reparatur ohne Pistole | 2K-Spray mit Härter | Profi-Finish aus der Dose (Topfzeit beachten). |
Häufige Fehler (und wie man sie vermeidet)
- Zu dicke Schichten → Läufer, Falten, schlechte Entlüftung. Besser mehrere dünne Gänge.
- Nichteinhaltung der Ablüftzeiten → eingeschlossene Lösemittel/Feuchte führen zu milchigem Schleier („Blushing“), Glanzverlust oder Flecken. Lösung: TDS-„Flash-off“ einhalten, 20–25 °C und geringe Luftfeuchte, bei Hitze langsameren Verdünner wählen, dünn sprühen; leichter Schleier kann nach Durchhärtung verschwinden – darauf sollte man sich aber nicht verlassen.
- Falscher Verdünner/Viskosität → Orangenhaut oder Läufer. An Herstellerangaben halten.
- Unzureichend vorbereiteter Untergrund → stets mattieren, korrekt schleifen, entfetten; bei Kunststoffen Haftvermittler einsetzen.
- Aktivierte 2K-Dose „für später“ → nach Ablauf der Topfzeit unbrauchbar. Arbeit so planen, dass die Dose verbraucht wird.
Kurzfazit
- Maximale Beständigkeit (Kraftstoffe, Chemie, Härte): 2K (ideal HS/UHS) – Pistole.
- Schnelles Profi-Finish ohne Pistole: 2K-Spray mit Härter (Topfzeit beachten).
- Wiederverwendbare Dose: 2K-„Konverter“-Spray (deutlich robuster als 1K, Aerosol-Komfort).
- Einfache DIY-Projekte mit geringen Anforderungen: 1K (nicht für Kontakt mit Kraftstoffen/Lösemitteln).

